URBAN POSING (2024) – Solo Exhibition by Erik Schmidt

erikschmidt.info

25.05.2024 – 07.07.2024

Kontext

If paint once served to depict landscapes and cityscapes, it has now become, in Erik Schmidt’s work, an amplifier of the metropolis’s latent, dynamic energy. Within Schmidt’s practice, this behavior of oil paint exudes a complexity of attributes and attitudes — a kind of personality, which echoes that of urban phenomenology itself. This resonance between technique and subject-matter has for years constituted his work’s mimetic spark. In one sense, the big photographs printed on canvas upon which he now paints, like the videos he has long made, evince a cool detachment from their subject, the city — mostly Berlin, sometimes Tokyo or New York. The bird’s eye perspective of these photographs, as can be seen in Übersicht versus Untersicht (2018), evoke the quasi-dystopian urban ascents that he enacted in his video work The Bottom Line (2018).

In his paintings — including bottom-up views of Japan´s power lines from 2017 — luscious, streaking globs of oil paint mimic the city´s thronging technological and human rhythms. Each time one colorful splotch overlaps a bustling street or a staccato cluster of buildings, an oil stain blooms into the photograph. Here is evidence of Schmidt’s insouciant attitude to painting,  a relationship to the act of art-making, defined by a weave of skepticism and enthusiasm. If this attitude is motivated by an unsureness about what art can do in the world, it makes sense to find it articulated by an unruly combination of photographed city life, and the boisterous materials of art-making. The two bleed together, in perfectly imperfect unison. In this way, paint becomes an analogue for the unruly bodily energy, which flows and pulses through tides of architectural and social transformation.

Original text by Mitch Speed, adapted by Silvio Saraceno

Wenn die Farbe einst dazu diente, Landschaften und Stadtbilder abzubilden, ist sie in Erik Schmidts Werk zu einem Verstärker der latenten, dynamischen Energie der Metropole geworden. In Schmidts Praxis strahlt dieses Verhalten der Ölfarbe eine Komplexität von Eigenschaften und Haltungen aus – eine Art Persönlichkeit, die an die urbane Phänomenologie selbst erinnert. Diese Resonanz zwischen Technik und Gegenstand macht seit Jahren den mimetischen Funken in seinem Werk aus. Die großen, auf Leinwand gedruckten Fotografien, auf denen er jetzt malt, zeigen in gewissem Sinne wie die Videos, die er seit langem macht, eine kühle Distanz zu ihrem Gegenstand, der Stadt – meist Berlin, manchmal Tokio oder New York. Die Vogelperspektive dieser Fotografien, wie sie in Übersicht versus Untersicht (2018) zu sehen ist, erinnert an die quasi-dystopischen urbanen Aufstiege, die er in seiner Videoarbeit The Bottom Line (2018) inszeniert hat.

In seinen Gemälden – darunter Ansichten der japanischen Stromleitungen von unten nach oben aus dem Jahr 2017 – imitieren üppige, schlierenartige Ölfarbkleckse die drängenden technischen und menschlichen Rhythmen der Stadt. Jedes Mal, wenn sich ein bunter Fleck mit einer belebten Straße oder einer stakkatoartigen Ansammlung von Gebäuden überschneidet, blüht ein Ölfleck auf dem Foto auf. Hier zeigt sich Schmidts unbekümmerte Einstellung zur Malerei, ein Verhältnis zum Akt des Kunstmachens, das von einer Mischung aus Skepsis und Begeisterung geprägt ist. Wenn diese Haltung durch eine Unsicherheit darüber motiviert ist, was Kunst in der Welt bewirken kann, dann macht es Sinn, sie in einer unbändigen Kombination aus fotografiertem Stadtleben und den ungestümen Materialien des Kunstschaffens zum Ausdruck zu bringen. Beides fließt in einem perfekten, unvollkommenen Einklang zusammen. Auf diese Weise wird die Farbe zu einem Analogon für die unbändige körperliche Energie, die durch die Gezeiten der architektonischen und sozialen Transformation fließt und pulsiert.

Originaltext von Mitch Speed, bearbeitet von Silvio Saraceno